Emotionsregulation

Wer kennt das nicht – man möchte sich zusammenreißen, seine Wut unterdrücken, ruhig bleiben, aber es gelingt nicht. Die Folgen sind manchmal verheerend und noch lange nach dem Verebben der Wut spürbar. Oder das lähmende Gefühl der Angst, welches z.B. das erfolgreiche Schreiben einer Klausur verhindert….

Man nennt sie Problem-Emotionen: Emotionen, für die der Betroffene keine Strategie oder Technik kennt, um angemessen mit ihnen umgehen zu können. Leider können wir diese Emotionen nicht so einfach abschalten – im Gegenteil: wenn wir versuchen, sie zu vermeiden oder zu unterdrücken, nehmen sie mit der Zeit eher zu.

Emotionsregulation ist jedoch weitaus mehr als nur die Regulation unangenehmer Emotionen. Sie fördert angemessene, insbesondere positive Emotionen. In diesem Zusammenhang wird von adaptiven und maladaptiven Emotionen geredet. Adaptiv ist eine Emotion dann, wenn sie angemessen und hilfreich ist. So ist z.B. das Gefühl von Schuld nach einem Fehlverhalten gegenüber einem Freund adaptiv – es veranlasst uns möglicherweise zu einer Verhaltenskorrektur.

Maladaptiv bezeichnet eine Emotion, die in dieser Situation nicht zur Bedürfnisbefriedigung beiträgt also qualitativ oder quantitativ unangemessen ist. Die Emotion Scham wäre bezogen auf das o. g.  Verhalten maladaptiv: sie würde nicht zur Verhaltenskorrektur, sondern zu sozialen Rückzug führen.

Emotionsregulation bedeutet für den Umgang mit Emotionen:

– die Emotion zulassen zu können

– sie wahrzunehmen und ebenso die damit verbundenen körperlichen Empfindungen (Wut im Bauch, vor Angst weiche Knie, etc.)

– die durch die Emotion ausgelöste Anspannung durch wirksame Entspannungstechniken reduzieren zu können

– zu akzeptieren, dass sie gerade da ist und dass das Erleben unangenehmer Emotionen zum Leben dazugehört

– die Emotion benennen zu können (ist es z.B. Widerwille, Unlust, Überdruss, Langeweile, etc.?)

– zu verstehen, ob hinter der Emotion ein bestimmtes Bedürfnis steckt

– beurteilen zu können, ob sie bzw. das Bedürfnis in der entsprechenden Situation angemessen und hilfreich (adaptiv) oder unangemessen und nicht hilfreich (maladaptiv) ist

– hilfreiche, angemessene Emotionen in angemessener Form zum Ausdruck zu bringen bzw. in ein hilfreiches Verhalten umzusetzen

– nicht hilfreiche, unangemessene Emotionen abzuschwächen und positiv zu verändern

Das klingt nach einer Menge Arbeit – tatsächlich aber verbraucht der ständige Kampf gegen Problememotionen sehr viel mehr Energie und kann niemals zum Erfolg führen.

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