„Jeder ist beziehungsfähig – der goldene Weg zwischen Freiheit und Nähe“ ist ein Buch der Bestsellerautorin und Bindungsangstexpertin Stefanie Stahl, welches 2017 im Kailash Verlag erschienen ist.
ERLEBNISSE & PRÄGUNGEN
Erlebnisse und Prägungen der frühen Kindheit beeinflussen unser Beziehungsverhalten dauerhaft, so Stefanie Stahl. „Bindungsangst entsteht, wenn Kinder sich zu sehr anpassen müssen, um ihren Eltern zu gefallen.“ Diese Überanpassung in der Kindheit führt dazu, dass in späteren Beziehungen das richtige Maß zwischen Bindung und Freiheit nicht gefunden werden kann: Beziehung wird zur Belastung (besonders durch Verlustangst) und/oder als Selbstverlust empfunden. Menschen sind dann in Beziehungen nicht glücklich oder gehen sie gar nicht erst ein.
INNERE PROGRAMM
Dieses „innere Programm“ kann – so Stefanie Stahl – verändert werden und dann ist Beziehung keine Glückssache mehr, sondern von uns selbst zu beeinflussen. Wir können unser Glück selbst in die Hand nehmen. Die Autorin beschreibt diesen Prozess anhand zahlreicher Beispiele und Geschichten. Das Buch enthält zudem viele praktische Übungen, wie wir entweder unsere Bindungsfähigkeit oder unsere autonome Seite stärken können. Diese sind umsetzbar und gut beschrieben anhand des Modells des inneren Kindes.
MEINE EMPFEHLUNG
Stefanie Stahl spricht ein Problem unserer Zeit an: Trotz des Überangebots an Möglichkeiten, Menschen kennen zulernen, sind viele in ihren Beziehungen nicht glücklich oder finden keinen geeigneten Partner. Dies ist vermutlich ein Grund dafür, dass ihr Buch jahrelang auf den Bestsellerlisten ganz oben rangierte. Ein anderer, weitaus wichtigerer ist die Art und Weise, wie es geschrieben und konzipiert ist: Es ist kein trockenes Fachbuch voller Fachvokabular, sondern sehr verständlich und kurzweilig geschrieben, die Argumentation ist schlüssig und nachvollziehbar, der Aufbau klar und strukturiert.
Besonders gut gefallen haben mir die vielen Fallbeschreibungen, welche ihr fundiertes theoretisches Wissen sehr anschaulich und auch für den Laien verständlich darstellen. Aber auch der Wechsel zwischen psychologischem Fachwissen, Fallbeispielen und Übungen – die Aufmerksamkeit des Lesers bleibt erhalten, die Informationsdichte kann verarbeitet werden.
Jedoch kann man hier nicht von leichter Unterhaltung sprechen: oft ist man geneigt, das Gelesene auf sich wirken zu lassen und es noch einmal zu lesen, weil es viele Aha-Momente enthält. Stefanie Stahl verharrt nicht bei der Problembeschreibung, sondern bietet in ihrem Buch auch Lösungen und Strategien durch praktische Anleitung zur Selbsttherapie.
Das macht es für mich zu einem runden Konzept, nach welchem ich auch gerne in meinen Beratungen arbeite.
